Am 22.06 erschien ein Interview von mir in der Südtiroler Zeitung “Dolomiten”. Es geht um meinen Weg als Quereinsteigerin und Mama hin zur professionellen Illustratorin. Aber lest am besten selbst :)
WIESEN (sv). Vor 10 Jahren wagte Carmen Eisendle aus Wiesen den ersten Schritt Richtung Selbstständigkeitals Illustratorin. Mittlerweile hat sich die 35-Jährige, die mit ihrer Familie in München lebt, in der Branche einen Namengemacht. Im Interview erzählt sie von ihren Erfahrungen und ihrem – nicht ganz geradlinigen – Weg zum Traumberuf.
„Dolomiten“: Heute sind sie erfolgreiche Illustratorin – wie hat sich ihr Weg bis hierhin gestaltet?
Carmen Eisendle: Illustratorin – es hat eine Weile gedauert, bis ich mich als solche bezeichnet habe, aber es fühlt sich gut an. Ich bin Quereinsteigerin. Fast alles, was man für diesen Beruf braucht, habe ich mir selbst beigebracht. Denn studiert habe ich eigentlich Medieninformatik und auch viele Jahre als Informatikerin gearbeitet. Doch der Traum, meine Leidenschaft zum Beruf zu machen und vom Zeichnen leben zu können, hat mich immer schon begleitet. Angefangen habe ich mit dem Design von T-Shirt-Motiven, anfangs privat, inzwischen auch für Kindermodefirmen. Aktuell arbeite ich an einem Kinderbuch für einen großen deutschen Verlag. Doch ich bin noch nicht am Ziel, das ist erst der Anfang.
„D“: Nach ihrem Studium in München haben Sie als Medieninformatikerin gearbeitet – wie kann man sich diesen Beruf vorstellen?
Eisendle: Ich war in einem marktführenden Softwareunternehmen beschäftigt, das maßgeschneiderte Lösungen für internationale Kunden in der Medienbranche angeboten hat. Erfüllt hat mich diese Arbeit auf Dauer aber nicht, mir hat die kreative Herausforderung bei dieser Arbeit gefehlt und so begann ich schon im Jahr 2009, also vor fast 10 Jahren, mich nebenher kreativ selbstständig zu machen.
„D“: Und wie ging es dann weiter?
Eisendle: Solange die Familienplanung noch nicht abgeschlossen war, war mir die Absicherung durch ein abhängiges Arbeitsverhältnis
wichtig. Aber jetzt, nach dem dritten Kind, wage ich den großen Sprung: Ich habe für mich beschlossen, dass mir gerade als Mutter die Freiheit und Flexibilität, die ich als Selbstständige habe, wichtiger sind.
„D“: Sie arbeiten sehr breitgefächert. Muss man in Ihrer Branche so vielseitig aufgestellt sein, um sich zu behaupten?
Eisendle: Auftragslagen können stark schwanken und man kann auch immer nur eine begrenzte Zahl an Projekten gleichzeitig annehmen. Aus diesem Grund war es mir wichtig, mein Unternehmen auf zusätzlichen Standbeinen aufzubauen. Der Verkauf von Bildlizenzen und eigenen Produkten unter meinem Label „katelein“ bilden so eine Art Grundeinkommen.
„D“: Was inspiriert Sie?
Eisendle: Inspiration gibt es überall im täglichen Leben: beim Einkaufen, in der Natur, auf dem Spielplatz mit den Kindern. Steckt man einmal in einem kreativen Loch, hilft ein Wandertag in den Bergen, um mich wieder zu sortieren und den Kopf frei zumachen.
„D“: Können Sie sich vorstellen, irgendwann wieder nach Südtirol zurückzukommen?
Eisendle: Wir spielen in der Tat mit dem Gedanken, wieder nach Südtirol zurückzukommen. Durch meine Selbstständigkeit ist es imPrinzip egal, von wo aus ich arbeite. Wir fühlen uns nach all den Jahren in Deutschland noch sehr stark mit der Heimat verwurzelt und würden zu gern unsere Kinder in Südtirol aufwachsen sehen.
„D“: Was können Sie jungen Zeichnern mit auf den Weg geben?
Eisendle: Zeichnet jeden Tag und haltet an eurem Traum fest. Glaubt an euch und beschäftigt euch auch mit den „langweiligen“ Seiten der Berufs-Akquise, Vermarktung und Buchhaltung. Wenn ihr erfolgreich sein wollt, müsst ihr auch Unternehmer sein und nicht nur bunte Bilder malen wollen. Und nicht zuletzt: vernetzt euch. Wir Illustratoren freuen uns stets über einen Austausch und über neue Kollegen.
Hier gibt es das Interview auch als PDF zum Download.
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